Sinti und ihre Musik


Es ist bis heute nicht einwandfrei geklärt, was es mit dem Ursprung und der Wanderlust der Sinti auf sich hat. Man weiss nur, Sinti sind offenbar aus Indien eingewandert und seit dem 9. Jahrhundert in Vorderasien anzutreffen; in Europa tauchen sie im 14. und 15. Jahrhundert auf. Seit 1417 kennt man sie in Ungarn, der Schweiz und kurz darauf waren sie in Bologna und in Paris (Manouches) zu finden. Sinti gibt es in fast allen Ländern der Erde.

Über das, was gemeinhin als Zigeunermusik bezeichnet wird, herrschen ebenfalls die verschiedenensten Ansichten. Keineswegs ist die Musik der Sinti, ungarischen Musik gleichzusetzen oder als ihre Wurzel anzusehen, wie noch Franz Liszt behauptet hat. Die ersten Sinti in Europa bedienten sich der Musik um ihre Auftritte als Gaukler, Wahrsager eindrucksvoll zu untermalen bzw. mehr Wirkung zu verleihen. Dann erweiterte und entwickelte sich ihre musikalischen Ausdrucksformen, sie übernahmen Lieder und Gedichte aus all den Ländern, die sie durchstreiften. Und verstanden es, diese auf ganz eigene Art und Weise, in eigenen Rhythmen temperamentvoll mit Fiedel und Gitarre zu begleitet, gleichsam verwandelt wiederzugeben.

So finden sich bereits in Quellen des 16. Jahrhunderts Hinweise auf Sinti als Spielleute und bald trifft man sie singend und spielend in vielen Dörfern, Städten und auf Schlössern an. Ja sogar – 1599 – an der Spitze des Heeres eines walachischen Woiwoden in Karlstadt, wo sie auf einmal ganz selbstverständlich auch dem Militär angehörten.

Oft ist kaum noch zu klären, woher die Melodien stammen. Ausgesprochene Zigeunerkompositionen  kannte man damals nur wenige, die meisten Sinti spielen auch heute noch ohne Noten. Es gibt also aus nichts in unserem Sinne handgreiflich Überliefertes. Die ursprüngliche Art des Musizierens und die musikalische Mischung mit anderer Kulturen, die schliesslich den Facettenreichtum, die vielen Farben und Nuancen ihrer Musik ausmachen, fesselt mit prägnanten Rhythmen, lebendiger Dynamik und oft gepaart mit meisterhafter Improvisationstechnik.

Musik ist die Sprache, die Alle Völker verstehen. Musik ist es, die verbindet, vereint, vermittelt, erzählt und ansteckt. Besonders die Musik der Zigeuner mit ihrem Klang – wie in einem ungarisches Sprichwort ausgedrückt: “ Gib einem Bauern Wasser zu trinken, einen Zigeuner dazu, dann berauscht er sich!“


 

Quelle: Auszug aus Pressetext / Konzert mit Martin Weiss / 25.10.99